Leiden aus Leidenschaft

Wenn Verletzungen & Rückschläge zum Problem werden

Viele haben bereits schwierige Erfahrungen im Sport gemacht: Verletzungen, wenig Spielzeit und vor allem mangelndes Selbstvertrauen können so manchen ambitionierten Sportler in den Wahnsinn treiben.

Es gibt verschiedenste wissenschaftliche Ansätze aus der Sportpsychologie, die mit dem Umgang mit einer solchen Situation helfen sollen. Allerdings will nicht jeder Sportler sich mit akademischen Artikeln rumschlagen oder gar direkte Betreuung bezahlen. Deswegen will ich versuchen, dich vielleicht mit meiner eigenen Geschichte zu motivieren. 

Ich selbst habe mir nach einer äußerst vielversprechenden Saisonvorbereitung in meinem ersten Jahr an der Thompson Rivers University das Kreuzband und den Meniskus gerissen. Und das innerhalb der ersten 5 Minuten in unserem ersten Saisonspiel gegen die UBC Thunderbirds (zu dem Zeitpunkt Titelverteidiger)...

Natürlich ist eine derartige Verletzung nie einfach und egal wie erfahren oder cool du bist, ein kleines Bisschen Panik darf dabei nicht fehlen. Trotzdem hier schon mal der erste Tipp: Wir Menschen tendieren dazu, eine schwierige Situation gerade dann zu meistern, wenn wir uns vorher genau ausmalen, welche Schritte wir wie zu absolvieren haben. Heißt, wenn du dir vorstellst, wie du jeden Morgen zu deinem Rehatraining gehen, die richtigen Mahlzeiten vorkochen und mindestens deine 7 Stunden schlafen wirst, dann ist ein erfolgreicher Outcome wahrscheinlich. Hingegen hilft es weniger, wenn du  einfach von einem erfolgreichen Ergebnis ausgehst. Das Ausmalen eines wieder perfekten Knies am ersten Tag nach der Verletzung bringt dich erstmal weniger voran...

Zurück zur Geschichte. Mit meiner Größe und dem entsprechenden Gewicht war eine Knieverletzung leider nie unwahrscheinlich und deswegen hatte das Szenario schon immer eine gewisse Präsenz in meinem Kopf. Glücklicherweise habe ich Verletzungen schon immer als eine Chance gesehen. Eine Chance, sich selbst zu testen und "neu" zu starten. Nach befürchteter Diagnose entschloss ich mich dazu, besonders auf folgende drei Säulen zu setzen: 

An erster Stelle ganz klar das Rehabilitationstraining. Dabei gilt aber natürlich Folgendes: Viel hilft definitiv nicht viel. Natürlich wollt ihr auf keinen Fall zu wenig machen, aber sobald ihr es übertreibt, leiden Fortschritt und somit Motivation. 


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Die zweite oftmals übersehen Säule ist die Ernährung. Klar: Eine derartige Verletzung ist oftmals mit längerer Pause verbunden und für Viele muss das erstmal verarbeitet werden - nicht selten mit dem Konsum von Alkohol oder Fast Food. Allerdings braucht der Körper nicht nur in Zeiten von Spielpraxis und voller Trainingslast die richtigen Nährstoffe... Gerade dann, wenn physiologische Reparaturen getätigt werden, müssen die richtigen Rohstoffe zur Verfügung stehen. 

Allerdings bin ich kein großer Fan davon, die Basics von guter Sporternährung zu verwerfen, wenn es um die Post-OP/Verletzungsphase geht. Das hat einen einfachen Grund. Viele von uns (auch wenn nur ungern zugegeben) sind definitiv nicht auf höchstem Niveau mit der eigenen Ernährung. Und bevor wir uns speziellen "verletzungsspezifischen" Ideen widmen, sollte eine Grundlage geschaffen werden.  Aber was ist eine Grundlage? Diese Frage beantworten Sportwissenschaftler täglich und es gibt eine Menge guter akademischer Werke, die genau dies beantworten. 

Trotzdem ist es eigentlich recht simpel zusammengefasst. Absolute Faustregel: Möglichst unverarbeitete Produkte konsumieren.  Das heißt, ein Lebensmittel sollte möglichst wenige Schritte in seiner Zubereitung gebraucht haben, bevor wir es konsumieren. Bestes Beispiel hier wäre frittiertes gegen rohes Gemüse. Logischerweise beinhaltet Letzteres mehr wertvolle Nährstoffe und weniger ungewollte "By-Products", die das Frittieren mit sich bringt. 


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An letzter Stelle ein noch viel weniger beachtetes Thema: Der gute alte Schlaf. Wir wollen es eigentlich gar nicht hören, weil unser Körper uns im Normalfall bereits ausreichend signalisiert, dass diese letzte Säule eine ziemlich entscheidende Rolle für unsere Leistungsfähigkeit spielt. Und trotzdem ist eine Erinnerung dringend notwendig. Viele Athleten sind weit entfernt von den empfohlenen 7-9 Stunden Schlaf, die unser "High Performance" Körper braucht, um auf maximalem Niveau performen zu können. Gerade in meiner Genesungsphase nach vollbrachter Operation, war ausreichender Schlaf einer der wichtigsten Faktoren, um dem Körper ausreichend Regeneration zum Wiederaufbau sämtlicher Strukturen zu geben. Wer zu wenig schläft, sollte sich nicht wundern, wenn selbst das beste Rehabilitationstraining keinerlei Wirkung zeigt.

Zusätzlich darf nicht vergessen werden, dass Schlaf neben physischer Wirkung auch einen unglaublichen mentalen Effekt hat (oder eben nicht). Die richtige Menge Schlaf kann den gestressten Sportler vor emotionaler Instabilität bis hin zu ernsthaften Krankheiten wie Depression schützen. Gerade Sportler, die ihrer eigentlichen Leidenschaft aufgrund von Verletzung nicht nachgehen können, sind besonders anfällig für mentale Challenges und sollten somit besonders vorsichtig sein, wenn es um die eigene Schlafquantität geht.


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Für mich war die Verletzungsphase eine lehrreiche Zeit, die sich auf und neben dem Spielfeld ausgezahlt hat. Ich fühle mich deutlich stärker und weniger beeindruckt von potenziellen zukünftigen Challenges. Aber auch auf sportlicher Seite haben sich lange Mühe und Geduld ausgezahlt. Das Gewinnen der National Championship in meiner ersten Saison zurück auf dem Spielfeld ist ein Ereignis, das ich niemals vergessen werde. Und die Tatsache, dass es auf gleichem Feld, gegen den gleichen Gegner, gegen den ich mich verletzt hatte, passiert ist, macht die ganze Sache nochmal deutlich schöner. Jeder Verletzungsverlauf ist anders und wir alle haben verschiedene Hürden zu meistern. Jedoch glaube ich fest daran, dass die richtige Einstellung und ein Auge fürs Detail mit angesprochenen Säulen eine Hilfe sein können. 

Viel Glück und gutes Schaffen 

- Jost